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Die 7 Todsünden

11. Februar – 8. Mai 2016

Hochmut, Neid, Zorn, Habgier, Trägheit, Völlerei und Wollust, so heißen die sieben Todsünden. Doch wer weiß schon genau, wo das Laster aufhört und die Sünde anfängt? Und was haben die Todsünden eigentlich mit dem Tod zu tun? Sind die Todsünden heute überhaupt noch aktuell? Ist Geiz wirklich geil? Kann denn Liebe Sünde und Zorn heilig sein? Und sind wirklich Adam und Eva an allem schuld?

Dies und vieles mehr erfahren Sie in der Sonderausstellung Die sieben Todsünden im Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg. Licht ins Dunkel bringen Leihgaben aus ganz Europa von namhaften Künstlern wie Albrecht Dürer, Hans Burgkmair d. Ä., Georg Petel, Joachim von Sandrart, Frans II Francken oder Francisco de Goya. Neben eigens für die Ausstellung geschaffenen Werken ist die zeitgenössische Kunst u.a. durch Erwin Wurm und Cindy Sherman vertreten.

Wie die breite Palette an Gemälden, Handschriften, verschiedenster Grafik, Fotografien, Videoinstallationen, Skulpturen und anderen Kunstgegenständen vom Mittelalter bis heute beweist, haben sich die Menschen durch alle Epochen hindurch mit den Todsünden auseinandergesetzt und ihnen die verschiedensten Gesichter und Grenzen gegeben, die es zu entdecken gilt.

Bereits in frühchristlicher Zeit erstellte Evagrius Ponticus (345-399) den ersten überlieferten Lasterkatalog. Nur wenig später legte Papst Gregor der Große (540-604) die sieben bis heute bekannten Todsünden fest. Sie bilden stets einen Gegenentwurf zu den gängigen Tugend-Vorstellungen.

Die Bilderwelt des Mittelalters setzt den Kampf um die menschliche Seele zwischen Tugenden und Lastern bildlich um und lässt die Kontrahenten gerüstet und beritten in Schlacht und Turnier gegeneinander antreten.Während hier noch die Tugenden siegen, dreht die Renaissance die Verhältnisse um und inszeniert prächtige Triumphzüge der sieben Sünden.

Nach und nach setzen sich für die Todsünden meist weibliche Personifikationen und allegorische Darstellungen mit ihren Attributen und begleitenden Tieren durch, wie etwa der Hochmut mit Spiegel und Pfau, der Geiz mit Geldsack und die Faulheit mit dem Esel. Daneben stehen immer wieder auch die jeweils den einzelnen Sünden vorbehaltenen Höllenstrafen im Fokus. Ab dem 16. Jahrhundert werden die Todsünden nicht mehr nur als abstrakt allegorische Figuren umgesetzt, sondern ganz konkret in Alltags- und Genreszenen eingebettet, um sie dem Betrachter umso realistischer vor Augen zu führen.

Besonders die Bibel stellt eine überaus reiche und durch die Jahrhunderte hindurch verbindliche Quelle an Beispielen von laster- und beispielhaftem Verhalten dar. Angefangen bei Adam, Eva und Kain, über Lot und seine Töchter, den Turmbau zu Babel, das lüsterne Weib Potifars bis hin zum reichen Prasser und zum verlorenen Sohn geben viele biblische Erzählungen exemplarisch das von den Lastern geleitete menschliche Fehlverhalten wieder.

Im Spannungsfeld von Gesellschaft, Religion, Moral und dem Individuum bildet das Konzept der sieben Todsünden ein wandelbares Orientierungsmuster, mit dem sich menschliches Verhalten immer wieder neu erklären und bewerten lässt und das deswegen nichts an Faszination und Aktualität eingebüßt hat.  

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